Ein besonderes Ereignis fand kürzlich in Alsfeld statt: Der Künstler Gunter Demnig verlegte einen weiteren Stolperstein, diesmal zum Gedenken an Emilie Rau, eine Alsfelderin, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt wurde. Der Stein mit der Messingtafel am Haus Hersfelder Straße 5 erinnert nun dauerhaft an ihr Schicksal.
Im Rahmen dieser Verlegung wurde auch an der Geschwister-Scholl-Schule das Thema Erinnerungskultur und Kunst im öffentlichen Raum in den Mittelpunkt gestellt. Katja Demnig, die Ehefrau des Künstlers und selbst eng in die Organisation der europaweiten Kunstaktion eingebunden, besuchte die Schule und sprach mit zwei Wahlpflichtkursen über das Projekt. In einer intensiven Unterrichtsstunde in der Aula erfuhren die Schülerinnen und Schüler, wie die Stolpersteine entstehen, welche Idee dahintersteht und welche Bedeutung sie für das kollektive Gedächtnis Europas haben.
Die Lernenden beteiligten sich sehr interessiert und engagiert an dem Gespräch. Besonders bewegte sie die Frage, wie man an die biografischen Informationen der Opfer gelangt und wie viel Recherche und Feingefühl hinter jedem einzelnen Stein steckt. Viele Schülerinnen und Schüler reflektierten, wie wichtig es ist, das Erinnern aktiv mitzugestalten, ganz im Sinne der Namensgeber der Schule, Hans und Sophie Scholl, die selbst für Freiheit und Zivilcourage eintraten.
Mit rund 107.000 Stolpersteinen europaweit und 43 in Alsfeld ist das Projekt das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Dass die Geschwister-Scholl-Schule sich diesem Thema im Unterricht widmete und Schülerinnen und Schüler am Nachmittag die Verlegung des Steins für Emilie Rau im Publikum begleiteten, zeigt, wie lebendig und verantwortungsvoll Erinnerungskultur an der Schule gelebt wird.
So trug die Schulgemeinschaft dazu bei, dass die Verlegung nicht nur ein historisches, sondern auch ein pädagogisches Ereignis wurde.

