Die Geschwister Scholl und die "Weiße Rose"
Die "Weiße Rose" ist heute sicherlich die bekannteste Widerstandsgruppe, in der sich vorwiegend junge Menschen engagierten. Zum engeren Kreis der Münchner Widerstandsgruppe zählten sechs Mitglieder: die Geschwister Hans und Sophie Scholl, Christoph Probst, Alexander Schmorell, Willi Graf und Professor Kurt Huber. Mit einfachsten Mitteln begehrten sie gegen Hitler und das Naziregime auf. Zwischen Juni 1942 und Februar 1943 verbreitete die "Weiße Rose" sechs Flugblätter. Die Texte enthalten eine scharfsinnige und radikale Kritik am Nationalsozialismus, dem von Hitler entfesselten Krieg und dem Mord an den Juden.
Hans Scholl (22. September 1918 - 22. Februar 1943)
Doch insbesondere Hans und Sophie Scholl stehen geradezu synonym für die Widerstandsgruppe "Weiße Rose". Hans Scholl wurde als Zweitältester von fünf Geschwistern am 22. September 1918 in Ingersheim/Württemberg geboren. Anfang der 30er-Jahre zog die Familie nach Ulm. Dort wurde Hans Mitglied der Hitlerjugend und schließlich Fähnleinführer. Doch seine Begeisterung für Hitlers nationalsozialistische Jugendbewegung währte nur kurz. Bald distanzierte er sich von der Organisation und wurde wenige Jahre später die treibende Kraft der Widerstandsgruppe "Weiße Rose".
Sophie Scholl (9. Mai 1921 - 22. Februar 1943)
Anfang Mai 1942 kam Hans' drei Jahre jüngere Schwestern Sophie nach München und schrieb sich für Biologie und Philosophie ein. Ihre politische Einstellung entsprach der ihres Bruders. Doch während sich Hans noch für die Hitlerjugend hatte begeistern lassen, stand Sophie dem Nationalsozialismus bereits als Jugendliche ablehnend gegenüber. 1940 entzog sie sich nach dem Abitur dem Arbeitsdienst durch eine Kindergärtnerinnen-Ausbildung und folgte ihrem Bruder nach einjähriger Wartezeit nach München. Dort lernte sie auch den Freundeskreis ihres Bruders kennen.
Der Anfang der "Weißen Rose"
1939 kam Hans Scholl nach München, um dort Medizin zu studieren. In der Studentenkompanie lernte er zunächst Alexander Schmorell, über ihn Christoph Probst und schließlich Willi Graf kennen. Die Freunde entdeckten bald, dass sie auch politisch auf einer Wellenlänge waren. Im Frühjahr 1942 formulierten Hans Scholl und Alexander Schmorell die ersten vier Flugblätter. Jedes dieser Flugblätter wurde in einer Auflage von nur 100 Exemplaren gedruckt und mit der Post versandt. Die Adressaten waren Ärzte, Rechtsanwälte, Professoren, Buchhandlungen. Sie hofften auf Multiplikatoren, wurden jedoch bitter enttäuscht: 35 der 100 Angeschriebenen brachten ihr Briefexemplar sofort zur Gestapo.
Mit Flugblättern gegen Hitler
Unmittelbar nachdem Hans Scholl und Alexander Schmorell im Sommer 1942 die ersten vier Flugblätter verbreitet hatten, wurde die Studentenkompanie nach Russland beordert, so dass ihre Widerstandstätigkeit bis zum Winter 1942 ruhen musste. Jetzt aber beteiligten sich auch Sophie Scholl und Willi Graf an den Aktionen. An der Universität hörten die Freunde Philosophievorlesungen bei Professor Kurt Huber. Seine kritische Einstellung gegenüber dem Nationalsozialismus veranlasste die Studenten, ihn im Dezember 1942 in ihre Widerstandsaktionen einzuweihen.
Das Ende der "Weißen Rose"
Das fünfte und sechste Flugblatt wurde in einer Auflage von etwa 10.000 Exemplaren gedruckt. Am 18. Februar 1943 legten Sophie und Hans Scholl im Hauptgebäude der Münchner Universität Exemplare des sechsten Flugblatts aus. Die Geschwister wurden vom Hausmeister entdeckt und kurz darauf von der Gestapo verhaftet.
Nur wenige Tage später wurde Sophie und Hans Scholl und ihrem Mitstreiter Christoph Probst der Prozess gemacht. Die Anklage lautete auf "landesverräterische Feindbegünstigung, Vorbereitung zum Hochverrat und Wehrkraftzersetzung". Bereits am 22. Februar stand das Urteil fest: Todesstrafe. Noch am selben Tag wurden die drei Widerstandskämpfer hingerichtet. In einem zweiten Prozess wurden Alexander Schmorell, Willi Graf und Professor Kurt Huber zum Tode verurteilt und hingerichtet.